Unter dem Motto „Gärtnern macht Schule“ besuchte eine dreiköpfige Kommission aus Tübingen den Schulgarten des Gymnasiums Ochsenhausen, um dort die Erfolge langjähriger Arbeit in Augenschein zu nehmen.
Ob es ein Zufall war, dass sich der Besuch der Schulgarteninitiative des Regierungspräsidiums Tübingen ausgerechnet am Weltbienentag ein Bild vom grünen Werkeln am GO machte, sei dahingestellt. Den Auftakt der Präsentation machte passenderweise Beatrix Mack-Stähle, eine mittlerweile pensionierte, aber immer noch aktive Kollegin des Gymnasiums, zum Thema „Wildbienen“. „Vor acht Jahren haben uns dänische Austauschschüler vom Zimmererzentrum Biberach für 100 Euro und eine Brotzeit Bienenkästen angefertigt. Und dann konnte die Arbeit mit den kleinen Tierchen losgehen“, berichtete die ehemalige Lehrerin für Biologie und Chemie. Seither habe man mit allen möglichen Materialien gearbeitet, um die Nistbedingungen und den Lebensraum der zahlreichen Bienenarten zu verbessern und zu erforschen. Dass dabei auch gerade die mehrjährigen Stauden und Kräuter wichtige Lebensgrundlage der Insekten darstellen, war eine wichtige Erkenntnis für Schüler und Pädagogen. „Damals hätte noch keiner gedacht, dass wir 2019 mit unserem Anliegen ein Topthema berühren, wo doch der Bienenschutz derzeit ganz oben auf der politischen Agenda steht“, freut sich Mack-Stähle.
„Lernen für die Zukunft“ heißt das Motto der diesjährigen Schulgarteninitiative, eine vom Kultusministerium unterstützte Aktion für Bildungseinrichtungen. Der Lernort Schulgarten eignet sich in hervorragender Weise, die Lernperspektiven „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ des Bildungsplans mit Leben zu füllen. Ziel der Initiative ist es, Schüler bei der Planung, Anlage und Weiterentwicklung ihres Schulgartens zu unterstützen. Die dreiköpfige Kommission aus Vertretern des Landratsamts und Regierungspräsidiums Tübingen sowie des Alb-Donau-Kreises besucht derzeit 28 Schulen im RP-Bezirk, um sich ein Bild von der Situation zu machen. Allein drei Schulgärten befinden sich dabei in Ochsenhausen.
Das Gymnasium Ochsenhausen hat in Sachen Nachhaltigkeit einiges zu bieten. Nadja Titze, die den Bau des Wasserrads zusammen mit Tobias Beck mitbetreute, verwies auf die zahlreichen Aktionen der Schule: Da gibt es den vom Erasmus-Plus-Förderprogramm unterstützen Austausch mit Dublin, wo Ochsenhausener Schüler lernen, wie nachhaltige Gartenprojekte auf einem Schuldach realisiert werden können. „Auch vor Ort sind wir vernetzt“, so die Lehrerin für Erdkunde, NWT und Französisch. „Auf dem Kräuterfest werden wir mit dem Wasserrad und unseren Wildbienen als Infostationen mitwirken.“
Dass die Arbeit am und im Schulgarten auch im Unterrichtsalltag ankommt, unterstrich Samuel Schwenk. Als Lehrer für Erdkunde und Biologie ist es ihm besonders wichtig, dass die Schüler hautnah erfahren, was ökologisches Wirtschaften ist. „Was Recycling auf natürliche Weise bedeutet, kann ich in einem Garten doch ganz lebensnah vermitteln“, betonte Schwenk.
Höhepunkt des Infotreffens war der Besuch im Schulgarten selbst. Luitgard Tshiang Tshiananga, Leiterin der Gartenbau-AG am Gymnasium, zeigte dem Besuch ihr „Paradies“, das sie zusammen mit Beatrix Mack-Stähle über Jahre hinweg erbaut hat. Hier ist der Rasen an manchen Stellen nicht gemäht, damit die Bienen und anderen Insekten noch Nahrung finden. Haufen mit altem Reisig wechseln sich mit Kräuterbeeten ab. „Die Kinder sollen hier lernen, was es heißt, den Pflanzen Zeit zu lassen, um wachsen zu können“ sagt die AG-Leiterin. „Viele Kinder wissen ja nicht einmal mehr, dass in Fleischtomaten gar kein richtiges Fleisch ist. Diesem Unwissen müssen wir gegensteuern.“
Schulleiterin Elke Ray verwies in diesem Zusammenhang auf die Wichtigkeit der Projekte im pädagogischen Alltag. „Ich würde mich freuen, wenn das Kultusministerium auch die wirklich notwendigen Ressourcen für diese sehr wertvolle Arbeit bereitstellen würden,“ betonte die Schulleiterin. Zum Abschluss erzähle Luitgard Tshiang Tshiananga noch eine schöne Episode aus ihrer AG. „Da hat ein Schüler einfach mal 20 Minuten einer kleinen Spitzmaus zugeschaut, wie sie durch unser Kräuterbeet gewandert ist – und keiner von beiden hat sich aus der Ruhe bringen lassen.“