„Ein Model ist wie ein Kleiderständer“

Das Ehepaar Kera und Robert Deiß spricht am GO über die Schönheitsideale unserer Gesellschaft

YouTube, Snapchat und Co bestimmen die Lebenswelten der Jugendlichen. In Vorträgen für Eltern und Schüler am Gymnasium Ochsenhausen verdeutlichten Kera und Robert Deiß, welche Auswirkungen die Medien- und Bilderflut auf das Selbstbild der Heranwachsenden und ihre Vorstellung von Schönheit und Starksein haben.

Vor den Schülern steht Kera Deiß und erzählt sehr eindrücklich aus ihrem Leben: Die relativ große Frau hat schon als Mädchen hin und wieder Komplimente für ihr Aussehen bekommen. Mit 12 beschließt sie Filmstar zu werden, mit 15 wird eine große deutsche Modelagentur auf sie aufmerksam. Aber für eine Karriere, hieß es, solle sie noch ein wenig abnehmen. Also geht Kera Deiß ins Fitnessstudio und stellt ihre Ernährung um. Ihre Lust auf Schokolade kann sie nicht immer zügeln und wird von Fressattacken heimgesucht. Dann die Absage der Agentur mit der Begründung, ihr Knochenbau sei zu stabil. Die Fitnesstortur geht daraufhin weiter, die Fressattacken nehmen neue Dimensionen an. Am Ende stehen ein Klinikaufenthalt und der Tipp einer guten Freundin, sie solle es als Model für Übergrößen probieren. „Man stelle sich mal vor: Übergrößen beginnen bei 38, obwohl die meist getragene Kleidergröße bei Frauen in Deutschland 42 ist“, betont die Referentin gegenüber den Schülerinnen. „Du bist als Model einfach nur ein Kleiderständer, der immer nur nett aussehen muss und die Klappe halten soll.“ Doch damit ist irgendwann Schluss: Deiß wirft hin, macht ihren Masterabschluss und arbeitet fortan als Referentin und Buchautorin. „Gesund und glücklich zu sein, ist wichtiger als schön zu sein“, resümiert die junge Frau entschlossen.

Auf die Frage, welche Promis etwas mehr Gewicht haben, bekommt Kera Deiß von den Zehntklässlerinnen im Raum nur verhaltene Rückmeldungen. Ihr Fazit liegt auf der Hand: Die Medien produzieren Typen, die nicht der Realität entsprechen. Darüber hinaus sind es eher die Mädchen, die sich über ihr Aussehen definieren. Aber auch bei Jungs ist der Körperkult zunehmend problematisch: Waren früher die Muskelprotze in Filmen eher die Bösen, sind das jetzt die Helden. Ihre Gegner nähmen stattdessen noch größere Ausmaße an und eher schlanke Männer gälten als Witzfiguren oder Nerds, so Robert Deiß, dem die Jungs der zehnten Klassen gebannt zuhören. Rap und Hip-Hop mit häufig brutalen oder martialischen Inhalten verstärkten dieses Männerbild. Dabei weiß der 28-jährige Deiß, wovon er spricht: Unter dem Einfluss der Clique verbiegt er sich als Jugendlicher, fällt durchs Abitur und fühlt sich am Ende wie ein Verlierer.

Kera und Robert Deiß sind als Experten in den Bereichen Ernährungsberatung, Prävention und Entspannungstraining die Begründer der Organisation „Choose Now“. Sie wollen die Jugendlichen und Erwachsenen bei einer gesunden Persönlichkeitsentwicklung zur Seite stehen.

Am Ende des Vortrags gibt Kera Deiß ihren Zuhörern noch einen Gedanken mit auf den Weg: „Liebe deinen Körper, denn er ist das Zuhause deiner Träume, Wünsche und Verrücktheiten“

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