Die Elftklässlerin Israa Sayed Derwisch vom Gymnasium Ochsenhausen kann sich über ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk freuen: Die aus Syrien stammende Schülerin wurde in das baden-württembergische Stipendienprogramm „Talent im Land“ aufgenommen.
In Deutschland hängt der Bildungserfolg junger Menschen noch viel zu häufig von der sozialen und wirtschaftlichen Lage der Eltern ab. Dabei ist gerade für Jugendliche aus benachteiligten Familien Bildung der Schlüssel zu einer selbstbestimmten und erfolgreichen Zukunft. Für die 17-jährige Israa vom Gymnasium Ochsenhausen ist Bildung aber noch viel mehr – eine Chance, ein neues Leben zu beginnen – ohne Krieg und Verfolgung. Dafür hat sie in den letzten Jahren hart gearbeitet, die deutsche Sprache von Null auf gelernt und ebenso alle anderen Fächer, die auch ihre Altersgenossen am Gymnasium haben.
Heute, drei Jahre nach ihrer Ankunft in Deutschland ist sie in der Oberstufe des Gymnasiums angekommen, hat das Abitur 2020 fest im Blick und freut sich, dass sie nun vom Land Baden-Württemberg als „Talent im Land“ ausgezeichnet wurde. Bestimmte Noten, ein Gutachten von zwei Lehrern und eine entsprechende Vorgeschichte waren die Voraussetzung, in die Förderung aufgenommen zu werden.
„Um endgültig in den Kreis der Stipendiaten zu kommen, musste ich noch zu einem Interview nach Stuttgart“, berichtet Israa, das Ergebnis kam dann per Post: Von den 100 Bewerbern wurden letztlich 51 ausgewählt und im Beisein von Kultusministerin Susanne Eisenmann im Weißen Saal des Neuen Schlosses feierlich in das Programm aufgenommen. Israa freute sich riesig. Durch das Stipendium wird ihr künftig der Kauf von Büchern, Kino- oder Theaterkarten ermöglicht. Auch der lang ersehnte Klavierunterricht ist jetzt finanzierbar. Zum Angebot gehören darüber hinaus Seminare zu verschiedenen Themen und der Aufbau des Netzwerks mit den anderen Stipendiaten.
„Dass Israa in Frage kommt war schnell klar – sie hat nicht nur Deutsch äußerst schnell gelernt, sondern ist enorm fleißig, hartnäckig, und in vielen Fächern, vor allem in Mathe und den Naturwissenschaften überdurchschnittlich begabt – ein echtes Talent in unserem Land eben“ lobt die Schulleiterin Elke Ray. Die Auszeichnung zeige, dass sich die Anstrengung lohne, talentierte Kinder und Jugendliche, die oftmals mit einer großen Sprachbarriere aus anderen Ländern kämen, auch am Gymnasium entsprechend ihrer Begabungen zu fördern. Am Gymnasium Ochsenhausen sind derzeit 23 Schülerinnen und Schüler in Vorbereitungsklassen und einem Integrationsmodell, wo sie intensive Sprachförderung erhalten und Schritt für Schritt am normalem Unterricht in regulären Klassen teilnehmen. 2