Viel ist in den letzten Wochen seit der Europawahl darüber berichtet worden, dass gerade die junge Generation deutlich nach rechts gerückt sei. Ein eindrückliches Gegenbeispiel hat am Wochenende das Ochsenhauser Gymnasium geliefert: Seine Aufführung des Musicals „Martin Luther King“ war ein starkes Statement für Toleranz und gegen jede Form von Ausgrenzung.
Viel ist in den letzten Wochen seit der Europawahl darüber berichtet worden, dass gerade die junge Generation deutlich nach rechts gerückt sei. Ein eindrückliches Gegenbeispiel hat am Wochenende das Ochsenhauser Gymnasium geliefert: Seine Aufführung des Musicals „Martin Luther King“ war ein starkes Statement für Toleranz und gegen jede Form von Ausgrenzung. Im Anschluss an die Premiere erhielt die Bildungseinrichtung das Siegel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ verliehen.
„I have a dream – Ich habe einen Traum“: Am 28. August 1963 spricht der schwarze Bürgerrechtler Martin Luther King vor 250.000 Menschen in Washington. Er fordert die Gleichstellung von Weißen und Afroamerikanern und entwirft eine Vision vom gemeinsamen, friedlichen Zusammenleben. Seine berühmte Rede trug maßgeblich dazu bei, dass die USA im Jahr darauf die Rassentrennung abschafften.
Das Chormusical „Martin Luther King“ erzählt vom Traum des Baptistenpredigers, der mit seinem gewaltlosen Einsatz für Menschenrechte und Gleichberechtigung die Welt verändert hat. In einer Mischung aus Gospel, Rock’n’Roll und Pop lässt es mit bewegenden Melodien und eindrücklichen Texten Kings Kampf für eine Welt lebendig werden, die die Menschen nicht nach Hautfarbe beurteilt, sondern nach ihrem Charakter.
Es war eine große Gemeinschaftsleistung, die das Gymnasium bei drei Aufführungen auf die Bühne der vollbesetzten Kapfhalle gebracht hat. Herzstück des Stücks waren die drei Schulchöre. Unterstützt wurden die jungen Sängerinnen und Sänger durch die Big Band und die Theater-AG des Gymnasiums sowie durch die Big Band Memmingen und ein Gospelquartett.
Gemeinsam entführten die rund 150 Mitwirkenden die Zuschauer in die 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts. Von den Anfängen des jungen Martin Luther King und seinem Aufstieg zum Führer der schwarzen Bürgerrechtsbewegung über wichtige Stationen seines Lebens bis zu den Schüssen, die dem Leben des erst 39-jährigen Friedensnobelpreisträgers am 28. März 1968 in Memphis ein jähes Ende setzten.
Die Sänger und Musiker überzeugten durch perfektes Zusammenspiel unter der musikalischen Gesamtleitung von Sonja Ratzinger, die als Musiklehrerin und Fachbereichsleiterin am Ochsenhauser Gymnasium tätig ist. Ebenso überzeugend waren die Solistenrollen besetzt. Dennis Lang, der 2016 in der Rottumstadt sein Abitur gemacht hat, verkörperte die Titelrolle überragend. Nicht nur stimmlich ausdrucksstark, sondern auch in Mimik und Gestik absolut authentisch. Ihm nicht nach standen Dunja Striebel als seine Frau Coretta und Dario Klawitter in der Rolle seines Widersachers Malcolm X. Beide ebenfalls ehemalige Schüler des Gymnasiums.
Komplettiert wurde die Solistenriege durch fünf Achtklässlerinnen: Lilly Längle als Rosa Parks, die einst den legendären Busstreik von Montgomery auslöste, sowie Johanna Bentele als Biederbürgerin, Emma Dillenz als Bull Connor, Annika Buck als Alptraum sowie Emily Hagmann als stimmsichere Heilige Geistin. Unterstützt wurde das Geschehen auf der Bühne durch das ebenso sparsame wie stimmige Bühnenbild von Simone Fleischmann, die zugleich Regie führte. Der Lohn für die grandiose Gesamtleistung waren Standing Ovations und fast nicht endender wollender Beifall der Premierengäste, darunter auch Ochsenhausens Bürgermeister Philipp Bürkle.
Im Anschluss an die Premiere erhielt das Gymnasium das Siegel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, das von der Landeskoordinatorin des gleichnamigen Netzwerks, Svenja Roth, überbracht wurde. Es hätte keinen passenderen Rahmen für die Auszeichnung geben können als die Musicalpremiere – zumal bei der Veranstaltung Juandalynn Abernathy, eine Patentochter Martin Luther Kings, als Ehrengast anwesend war. Sie hat die Bürgerrechtsbewegung noch selbst hautnah miterlebt. Die Schulleiterin des Gymnasiums, Elke Ray, wertete das Siegel als Auftrag, im Schulalltag gegen jede Art von Diskriminierung und Ausgrenzung zu kämpfen: „Wir wollen die Botschaft Martin Luther Kings weitertragen.“
(Schwäbische Zeitung vom 22.6.2024)